29.–30. Oktober 1937: Die Nacht der Erschossenen Dichter – Höhepunkt des sowjetischen Terrors in Belarus
Im Rahmen des sowjetischen Terrors wurden mehrere Hunderttausend Menschen aus Belarus ermordet oder deportiert
In der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 1937 erschossen die sowjetischen Behörden in Minsk mehrere Dutzend Vertreter der belarusischen wissenschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Elite. Diese Morde markieren den Höhepunkt des kommunistischen Terrors in Belarus, der von 1918 bis Mitte der 1950er Jahre andauerte.
Die Hinrichtungslisten wurden am 7. September 1937 von Stalin und seinen engsten Mitstreitern – Molotow, Kaganowitsch, Woroschilow und Jeschow – unterzeichnet. Unter den Opfern befanden sich Wissenschaftler, Schriftsteller und hohe Funktionäre der damaligen Belarussischen Sozialistischen Sowjetrepublik.
Die Erschießungen fanden im Innengefängnis des KGB in Minsk statt – der sogenannten „Amerikanka“. Dieses Gefängnis wird bis heute vom Lukaschenka-Regime genutzt, auch für die Inhaftierung politischer Gefangener. Ebenso bleiben die Archive des KGB in Belarus weiterhin weitgehend unzugänglich für Historiker.
Im Rahmen des sowjetischen Terrors wurden mehrere Hunderttausend Menschen aus Belarus ermordet oder deportiert. Zehntausende Familien wurden in entlegene Gebiete der Sowjetunion verschleppt. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl verlor Belarus dabei mehr Angehörige seiner nationalen Elite als die Ukraine oder Russland.
Ende Oktober und Anfang November wird in Belarus und anderen Ländern der ehemaligen UdSSR der Opfer des sowjetischen Terrors gedacht – ein Gedenktag, der heute aktueller denn je bleibt.
Foto: Kurapaty, eine Hinrichtungsstätte nahe Minsk, an der die Sowjets in den Jahren 1937–1941 mehrere Zehntausend Belarusen ermordeten. (Andrej Kuźniečyk, CC-BY-SA-3.0)