30. September 1891: Geburt von Otto Schmidt, sowjetischer Polarforscher belarusisch-deutscher Abstammung

Belarus

Geboren und aufgewachsen in Belarus, leitete Schmidt mehrere sowjetische Arktisexpeditionen, spielte eine wichtige Rolle als Akademiker und Hochschulreformer

Otto Juljewitsch Schmidt (1891–1956) wurde am 30. September 1891 in Mahiloŭ – damals Teil des Russischen Kaiserreiches, heute Belarus – in einer deutsch-lettischen Familie geboren. Er war ein herausragender Wissenschaftler: Mathematiker, Kosmologe, Raumforscher, Geograph und Polarforscher.

Schmidt leitete mehrere sowjetische Arktisexpeditionen, darunter die Fahrt des Forschungsschiffes „Sedow“ (1929), das mehrere Jahre als Driftstation im arktischen Eis diente, die Fahrt des Eisbrechers „Sibirjakow“ durch die Nordostpassage (1932) und die Expedition des Dampfers „Tscheljuskin“ (1933/34). Er stand später an der Spitze des „Glawsevmorput“ – der sowjetischen Hauptverwaltung für den Nördlichen Seeweg.

Neben seinen Polarforschungen spielte Schmidt eine wichtige Rolle als Akademiker und Hochschulreformer. Er war maßgeblich an der Gründung des Instituts für Theoretische Geophysik beteiligt und fungierte als Chefredakteur der Großen Sowjetischen Enzyklopädie.

Seine herausragende Position in der sowjetischen Wissenschaft spiegelt sich auch in zahlreichen Ehren wider: Schmidt wurde unter anderem mit dem Titel Held der Sowjetunion ausgezeichnet, das höchste Ehrenzeichen der UdSSR. Zu seinen Ehren wurden unter anderem ein Asteroid (2108 Otto Schmidt), mehrere geographische Objekte in der Arktis und Antarktis, zahlreiche Straßen und Plätze sowie wissenschaftliche Preise und Museen nach ihm benannt.

In Belarus erinnert man sich an ihn als eine herausragende Persönlichkeit der Wissenschaft mit tiefen regionalen Wurzeln – ein Beispiel für das intellektuelle Potenzial des Landes in schwierigen historischen Zeiten. Sein Lebensweg symbolisiert zugleich die historischen und kulturellen Verbindungen zwischen den Völkern von Belarus und Deutschland.